Wien: Symposion am 4. Dezember über Beitrag der Unierten zum Entstehen Rumäniens

Einladung von Kardinal Schönborn und dem rumänischen griechisch-katholischen Kurialbischof Claudiu Lucian Pop – Es geht um die Rolle des späteren Kardinals Iuliu Hossu und von Pfarrer Vasile Lucaciu bei den Ereignissen von 1918, die zur Vereinigung Rumäniens aus früher österreichischen, ungarischen, russischen und bulgarischen Gebietsteilen führten

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Foto: © Invisigoth67 (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, 2.5 Generic, 2.0 Generic and 1.0 Generic)

Wien, 30.11.18 (poi) Im Hinblick auf den rumänischen Nationalfeiertag am 1. Dezember – an dem heuer in besonderer Weise der „Resolution von Alba Julia“ vor 100 Jahren gedacht wird, durch die Siebenbürgen und das Banat mit dem Königreich Rumänien („Regat“) vereinigt wurden – findet am 4. Dezember im Wiener Erzbischöflichen Palais ein Symposion statt, bei dem der Beitrag der rumänischen griechisch-katholischen Kirche zur Entstehung des heutigen großen Rumänien im Mittelpunkt steht. Zu dem Symposion laden Kardinal Christoph Schönborn (in seiner Eigenschaft als Ordinarius für die Katholiken der Ostkirchen in Österreich) und der rumänische griechisch-katholische Kurialbischof Claudiu Lucian Pop ein. Bei dem Symposion geht es um die Beiträge von Bischof Iuliu Hossu (der spätere Kardinal) und Pfarrer Vasile Lucaciu bei den Ereignissen von 1918.

Das Symposion beginnt um 13:30 Uhr mit dem Stundengebet der Sext im byzantinischen Ritus in der Andreaskapelle des Erzbischöflichen Palais. Bei der Eröffnung um 14 Uhr sprechen Kardinal Schönborn und Bischof Pop Grußworte. Um 14:40 Uhr spricht Prof. Rudolf Graef von der Babes-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca zum Thema: „Zwei Kirchen, eine Nation. Über den Bikonfessionalismus der Rumänen Siebenbürgens und die identitätsstiftende Rolle der rumänischen griechisch-katholischen Kirche“. Um 15:40 Uhr analysiert Prof. Blaga Mihoc von der Babes-Bolyai-Universität Cluj-Napoca die Rolle von Pfarrer Lucaciu im Dienst der griechisch-katholischen Kirche und der rumänischen Nation. Um 18 Uhr wird im Stephansdom die Göttliche Liturgie im byzantinischen Ritus gefeiert.

In der Einladung zum Symposion wird die berühmte Formulierung von Bischof Hossu wiedergegeben, in der die Entwicklung des politischen Bewusstseins der rumänischen griechisch-katholischen Christen zusammengefasst ist: „Wenn es die religiöse Einheit von 1700 nicht gegeben hätte, hätte es keine Versammlung von Blaj vom 3. bis 15. Mai 1848 gegeben, wo man gerufen hat: Wir wollen uns mit dem Land vereinen. Und ohne das hätte es keine Vereinigung von 1918 gegeben“.

Die Rolle der unierten griechisch-katholischen Christen bei der Vereinigung Rumäniens aus früher österreichischen, ungarischen, russischen und bulgarischen Gebietsteilen wurde 1918 in der Gestalt von Bischof Hossu sichtbar. Er gehörte jener hochrangigen Delegation aus Politikern und Kirchenleuten an, die nach der Nationalen Versammlung von Alba Julia die dort beschlossene Resolution am 3. Dezember in Bukarest an König Ferdinand überreichten. Durch ein königliches Dekret wurde dann am 25. Dezember 1918 der Staat Großrumänien (Romania mare) proklamiert.

Iuliu Hossu (1885-1970) studiertein Cluj, Budapest, Wien und Rom die Fächer Philosophie und Theologie, 1906 promovierte er in Philosophie, 1908 in Theologie. 1910 wurde er von Bischof Basil Hossu, seinem Onkel, zum Priester geweiht. Ab 1911 nahm er verschiedene Aufgaben in Diensten des Bischofs von Gherla wahr, von 1914 bis 1917 war er Militärkaplan. 1917 wurde er zum griechisch-katholischen Bischof von Gherla ernannt. 1930 wurde die Eparchie von Papst Pius XI. in Cluj-Gherla umbenannt und der Sitz nach Cluj verlegt. Von 1941 bis 1947 war Hossu auch Administrator der Eparchie Oradea, da in dieser Zeit Bischof Valeriu Traian Frențiu als Apostolischer Administrator die Erzeparchie Făgăraș und Alba Iulia zu leiten hatte.

Da sich Iuliu Hossu entschieden gegen die Pläne der neuen kommunistischen Regierung wehrte, die auf die Trennung der rumänischen griechisch-katholischen Kirche von Rom abzielten, wurde er am 28. Oktober 1948 verhaftet. Über viele Jahre hinweg war er inhaftiert. Vom 25. Mai 1950 bis zum 4. Jänner 1955 war er im berüchtigten Gefängnis Sighet inhaftiert. Danach stand er bis zu seinem Tod unter Hausarrest in den rumänisch-orthodoxen Klöstern Ciorogârla und Căldărușani in der Nähe von Bukarest.

Papst Paul VI. ernannte ihn im Konsistorium vom 28. April 1969 in pectore zum Kardinal. Die Verkündigung fand drei Jahre nach Iuliu Hossus Tod im Konsistorium vom 5. März 1973 statt. Er starb am 28. Mai 1970 im Colentina-Hospital in Bukarest. Seine letzten Worte waren: „Mein Kampf ist vorbei, ich weiß, wem ich geglaubt habe“.

Pfarrer Vasile Lucaciu (1852-1922)  war ein unermüdlicher Kämpfer gegen die Zentralisierungs- und Magyarisierungspolitik der Budapester Regierung in der Zeit von König Franz Joseph I. U.a. war er Co-Author des „Transsylvanischen Memorandums“ von 1892. In der Folge wurde er von den königlich-ungarischen Behörden im Mai 1894 in Cluj wegen Landesverrats angeklagt und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber nach einem Jahr wieder freigelassen. 1905 wurde er als Abgeordneter ins Budapester Parlament entsandt. 1917 gehörte er einer Gruppe von exilierten Angehörigen der rumänischen Volksgruppe in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie an, die in die Vereinigten Staaten entsandt wurde, um für die rumänische Sache einzutreten.