Bulgarien: Orthodoxe Kirche nimmt nicht am Jubiläum des Erzbistums Ohrid teil

0
706
Foto: © Unknown (Quelle: Wikimedia; Lizenz: public domain und United States public domain)

04.06.2018 (NÖK) Trotz der jüngsten Annäherung von Bulgarischer Orthodoxer Kirche (BOK) und Makedonischer Orthodoxer Kirche (MOK) hat erstere keine offiziellen Vertreter zur 1000-Jahr-Feier der MOK am 28./29. Mai 2018 nach Ohrid geschickt. Der Hl. Synod der BOK erteilte am 14. Mai einer entsprechenden Einladung seitens des Oberhaupts der MOK, Erzbischof Stefan (Veljanovski) von Ohrid und Makedonien, eine Abfuhr.

Die Einladung hatte in der bulgarischen Kirchenführung heftige Diskussionen ausgelöst. Am Ende sprach sich eine Mehrheit der des Hl. Synods gegen eine Teilnahme an den Jubiläumsfeierlichkeiten aus. Als Hauptargument für diese Entscheidung führte Metropolit Naum (Dimitrov) von Ruse später an, dass das Erzbistum von Ohrid ein Teil der Geschichte der Bulgarischen Kirche sei, was auch in der Kirchenverfassung der BOK festgehalten sei. 1018 wurde es von Kaiser Basileos II. als eigenständiges Erzbistum von Ohrid und ganz Bulgarien eingerichtet, nachdem der byzantinische Kaiser im selben Jahr das Erste Bulgarische Reich fast gänzlich erobert hatte. 1767 verlor Ohrid, das im Laufe der Jahrhunderte eine sehr komplizierte Geschichte durchlebte, seine kirchliche Selbständigkeit und geriet unter die Jurisdiktion von Konstantinopel und büßte so an Bedeutung ein.

In Bulgarien argwöhnen viele, dass die Versuche der heutigen Makedonischen Kirche, eine historische und kanonische Kontinuität mit dem Ohrider Erzbistum herzustellen, eigentlich eine Vereinnahmung der bulgarischen Geschichte seien. Auch Metropolit Naum zog eine scharfe Trennlinie zwischen dem Erzbistum und der heutigen Kirche in Makedonien, die er als „kirchliche Formation“ bezeichnete, die vor einigen Jahrzehnten aus politischen Gründen entstanden sei und sich selbst den Namen “Makedonische Orthodoxe Kirche – Erzbistum Ohrid ” gegeben habe.

Der Metropolit von Stara Zagora, Kiprian (Dobrinov), erinnerte jedoch daran, dass nur er als Vorsitzender des Synodalausschusses für die Frage der MOK bevollmächtigt sei, offizielle Erklärungen zu diesem Thema abzugeben. Er war selber dafür gewesen, dass die BOK Vertreter an die Feierlichkeiten in Ohrid schickt.

Metropolit Nikolaj (Sevastianov) von Plovdiv appellierte in einem Sendschreiben an seine Eparchie, dass man die Lösung der makedonischen Kirchenfrage nicht auf die lange Bank schieben und unter Einhaltung der Kirchenregeln eine gemeinsame Entscheidung der orthodoxen Kirchen treffen sollte. Dabei hob er die Rolle des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel als Schiedsrichter hervor. Zwar gibt es Meinungsunterschiede unter den bulgarischen Bischöfen über das genaue Vorgehen in der Frage der MOK, doch ihre Handlungen in Bezug auf die Feierlichkeiten zum 1000-Jahr-Jubiläum zeigen, dass sie sich in einer Sache einig sind: eine Lösung nur im Einverständnis mit den anderen orthodoxen Kirchen zu suchen.