Russisch-orthodoxe und syrische-orthodoxe Kirche intensivieren Zusammenarbeit

Vollversammlung der Kommission für den bilateralen Dialog tagte in der syrisch-orthodoxen Patriarchalresidenz im libanesischen Atchaneh

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Foto: © Noucho (Quelle: Wikimedia; Lizenz: public domain)

Beirut, 28.02.19 (poi) Eine Intensivierung der zwischenkirchlichen Zusammenarbeit wurde bei der 2. Vollversammlung der Kommission für den bilateralen Dialog zwischen russisch-orthodoxer und syrisch-orthodoxer Kirche beschlossen. Die Vollversammlung tagte dieser Tage in der syrisch-orthodoxen Patriarchalresidenz im libanesischen Atchaneh. Die russisch-orthodoxe Delegation wurde von Bischof Flavian (Mitrofanow) von Tscherepowez geleitet, die syrisch-orthodoxe von Metropolit Mor Chrysostomos Mikhael Chamoun, der für die Caritasarbeit seines Patriarchats zuständig ist. Priorität hat weiterhin die Hilfe für die syrischen Flüchtlinge und Inlandsvertriebenen.

In Atchaneh wurde zusätzlich ein Studentenaustausch-Programm zwischen den Akademien und Instituten des Moskauer Patriarchats und der syrisch-orthodoxen Theologischen Hochschule in Sednaya sowie der neueröffneten Antiochia University beschlossen. Weitere Felder der Zusammenarbeit sind die Jugendarbeit (auch in der Diaspora), die Beziehungen zwischen den Klöstern beider Kirchen und die Entwicklung von Wallfahrtsprogrammen. Das Außenamt des Moskauer Patriarchats hatte bereits im Jänner und im Juli des Vorjahrs Pilgerreisen für syrisch-orthodoxe Kleriker und Laien aus dem Libanon und Syrien nach Russland organisiert.

Die Kooperation soll auch im Hinblick auf die syrisch-orthodoxe Kirche im Irak verstärkt werden. Im März des Vorjahrs hatte der Mönch Stefan Igumnow, ein enger Mitarbeiter von Metropolit Hilarion (Alfejew), Bagdad und Erbil besucht, im November war Metropolit Mor Nicodemus Daoud Sharaf von Mosul und Kirkuk in Moskau.

Besondere Bedeutung wird der Zusammenarbeit im Medienbereich beigemessen. In Atchaneh wurde von syrisch-orthodoxer Seite positiv die rasche Reaktion des Moskauer Patriarchen hervorgehoben, als es im April des Vorjahrs nach einem umstrittenen Chemiewaffeneinsatz im damals noch in islamistischer Hand befindlichen Ost-Ghouta zu US-amerikanischen, britischen und französischen Attacken auf syrische Ziele kam.

Die Kommission für den bilateralen Dialog zwischen russisch-orthodoxer und syrisch-orthodoxer Kirche sieht ihre Tätigkeit auch im größeren Rahmen der Gespräche zwischen der byzantinisch-orthodoxen und der orientalisch-orthodoxen Kirchenfamilie. Daher besuchte die russisch-orthodoxe Delegation während ihres Aufenthalts im Libanon auch verschiedene antiochenisch-orthodoxe Klöster und Kathedralen, u.a. das Kloster Balamand. Die Delegation wurde dort von Metropolit Efrem (Kyriakos) von Tripoli empfangen. Im Gespräch ging es um die vordringlichen Probleme der interorthodoxen Zusammenarbeit.

Syrisch-orthodoxer Patriarch: “Wir sind solidarisch”

Der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatius Aphrem II. hat ein Schreiben an den Moskauer Patriarchen gerichtet, in dem er seine Sorge über den Zwang zum Ausdruck bringt, der auf die Gläubigen der ukrainisch-orthodoxen Kirche ausgeübt wird. In dem Schreiben heißt es, die Situation erinnere an “dunkle Abschnitte der Kirchengeschichte, als die Gläubigen einen hohen Preis für ihre Treue zum wahren Glauben und zur Wahrung der heiligen Traditionen zahlen mussten”. In Syrien hätten Politiker unter Missbrauch der Religion den nationalen Zusammenhalt zerstört, Ähnliches könne auch in der Ukraine geschehen. Wörtlich stellte Mor Ignatius Aphrem II. fest: “Wir sind solidarisch mit den ukrainischen Pfarrmitgliedern, die wegen ihres Glaubens und ihrer Treue zur Kirche Belästigung und Verfolgung ausgesetzt sind”. Aber er sei überzeugt, dass “Gott seine Kirche nicht verlässt” und dass die Fürbitte der Gottesmutter eine “friedliche Lösung der Krise in der Ukraine mit sich bringen wird”.