Papst Franziskus im Februar in den Emiraten

„Augenblick der Freude“ für die Christen, „Anlass der Begegnung“ mit dem Islam – Erster Papstbesuch auf der Arabischen Halbinsel

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Foto: © Bernardo Löwenstein (Quelle: Wikimedia; Lizenz; Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Vatikanstadt-Abu Dhabi, 07.12.18 (poi) Papst Franziskus setzt einen neuen „wichtigen Schritt“ im Dialog mit dem Islam: Von 3. bis 5. Februar 2019 besucht er die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Der zuständige Apostolische Vikar, Bischof Paul Hinder (zu seinem Jurisdiktionsgebiet gehören außer den VAE auch Oman und der Jemen), bezeichnete in einer ersten Reaktion die Ankündigung des offiziellen Papstbesuchs als „Augenblick der Freude“ für die vielen Christen, die sich in den Emiraten niedergelassen haben, und als „Anlass des Friedens und der Begegnung“ mit dem Islam, „in der Tradition des Heiligen Franziskus von Assisi“. Es sei der erste Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel. An die christlichen Gläubigen in den Emiraten appellierte Bischof Hinder, sich am Gebet des Heiligen Franziskus zu orientieren:  „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“. Der Papstbesuch könne zum „gegenseitigen Verständnis“ und zur Stabilität im Nahen Osten beitragen. Das detaillierte Programm des kurzen Papstbesuchs werde „vor Weihnachten“ veröffentlicht werden, kündigte der Bischof an, auf jeden Fall werde es am Morgen des 5. Februar eine öffentliche Festmesse mit Papst Franziskus geben. Das sei eine großzügige Geste der Behörden. Das Apostolische Vikariat wird demnächst eine Website zum Papstprogramm unter der Adresse www.uaepapalvisit.org freischalten.

Mit dem Besuch entspricht der Papst einer Einladung von Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, dem Erbprinzen von Abu Dhabi. Offizieller Anlass ist die internationale interreligiöse Begegnung zum Thema „Menschliche Geschwisterlichkeit“. Wie Vatikan-Sprecher Greg Burke betonte, stehe der Besuch des Papstes unter dem Franziskus-Wort „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“. Die Visite in den Emiraten zeige – ebenso wie der Besuch in Ägypten – die grundsätzliche Bedeutung, die der Papst dem interreligiösen Dialog zumesse. Die Papstreisen in arabische und islamische Länder seien ein „Beispiel der Kultur der Begegnung“.

Ein italienischer Experte des interreligiösen Dialogs, Prof. Riccardo Burigana, Direktor des in Venedig ansässigen „Studienzentrums für den Ökumenismus in Italien“, bewertet die Papstreise nach Abu Dhabi als „wichtigen Schritt“ im Hinblick auf den Dialog mit dem Islam. Im Zentrum stehe die Überlegung, dass die Religionsgemeinschaften, sobald sie einander besser kennengelernt haben, einen konkreten Beitrag zur „Verbesserung der politischen und sozialen Situation der verletzten Welt“ leisten können. Die Tatsache, dass Papst Franziskus diese Reise in sein Arbeitsprogramm aufgenommen habe, sei eine Einladung, die Zusammenarbeit mit den Muslimen nicht als etwas Beliebiges anzusehen, sondern als „ein vordringliches Anliegen“. Die Reise könne aber auch zur Überlegung führen, dass Christen und Muslime, die seit langer Zeit miteinander diskutieren, gerade jetzt – „im geopolitischen Kontext der Visite“ – berufen seien, ein „bedeutsameres Signal zu setzen, das tatsächlich staunen lässt“.

Der Heilige Stuhl und die Vereinigten Arabischen Emirate haben 2007  die diplomatischen Beziehungen aufgenommen. Der Nuntius in Abu Dhabi ist auch für die Beziehungen zu den anderen Staaten der arabischen Halbinsel (mit Ausnahme von Saudiarabien) zuständig, er residiert in Kuwait. Die politischen Verhältnisse in den Vereinigten Arabischen Emiraten werden als stabil bewertet. Die Elite der Emirate möchte ihr wirtschaftlich erfolgreiches Modell einer für religiöse und kulturelle Verschiedenheit offenen Gesellschaft auf der Basis eines „gemäßigten Islam“ durchaus exportieren – obwohl es auch hier nicht an düsteren Episoden mangelt (Einbeziehung Abu Dhabis in den Jemen-Krieg, Auseinandersetzung mit Katar usw.). Außer Zweifel steht, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten – ebenso wie in anderen Staaten am Golf – ein relativ hohes Maß an Kultfreiheit für Christen herrscht, was auch in den zahlreichen neuen Kirchenbauten unterschiedlicher Konfessionen zum Ausdruck kommt.