Serbische Kirche lehnt Vorgänge um die Schaffung der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ ab

Patriarch Irinej begründet in Antwort auf den Rundbrief des Ökumenischen Patriarchen an die Oberhäupter der autokephalen orthodoxen Kirchen im Detail, warum seine Kirche die neue ukrainische Kirche nicht anerkennt

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Foto: © Micki (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Belgrad, 05.03.19 (poi) Die serbisch-orthodoxe Kirche lehnt die Vorgänge um die Schaffung der neuen, vom Ökumenischen Patriarchat mit der Autokephalie ausgestatteten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ ab. Dies geht aus der vom 6. Februar datierten Antwort von Patriarch Irinej auf das Schreiben von Bartholomaios I. vom 24. Dezember hervor, in dem der Ökumenische Patriarch die Oberhäupter aller autokephalen Kirchen aufgefordert hatte, die aus dem “Vereinigungskonzil” vom 15. Dezember hervorgegangene neue “Orthodoxe Kirche der Ukraine” anzuerkennen. In Form einer Erklärung des Pressebüros der serbisch-orthodoxen Kirche wurde die Antwort am 28. Februar auch in Moskau veröffentlicht.

In seinem fünf Punkte umfassenden „Kommentar zur Situation“ hält Patriarch Irinej fest, dass die serbisch-orthodoxe Kirche die „offensichtlich unkanonische Einmischung“ Konstantinopels in das kanonische Territorium des Moskauer Patriarchats nicht anerkenne. Die „mit der heutigen Ukraine nicht identische“ Metropolie von Kiew sei 1686 an das Moskauer Patriarchat übergeben worden, was auch Jahrhunderte hindurch aus allen Dokumenten des Patriarchats von Konstantinopel und aus den eigenen Stellungnahmen von Bartholomaios I. bis April 2018 hervorgehe. Ebenso erkenne die serbisch-orthodoxe Kirche die neue „Kirche der Ukraine“ nicht an. Diese sei „kanonisch nicht existent“, es handle sich um eine künstliche „Konföderation“ kleiner schismatischer ukrainischer Gruppen, die in Opposition zueinander stehen. Wörtlich heißt es im Schreiben von Patriarch Irinej weiter: „Die Schismatiker sind Schismatiker geblieben. Einmal ein Schismatiker, immer ein Schismatiker, außer in Fällen von aufrichtiger Bekehrung und tiefer Buße. Die einzige von der serbischen Kirche anerkannte Kirche in der Ukraine ist die von Metropolit Onufrij (Berezowskij) geleitete ukrainisch-orthodoxe Kirche“.

Daher erkenne die serbisch-orthodoxe Kirche auch das „fälschlich ‚Vereinigungskonzil‘ benannte ‚Konzil von Kiew‘ nicht an“. An diesem Konzil habe kein kanonischer ukrainisch-orthodoxer Bischof teilgenommen mit Ausnahme der beiden tags zuvor in das Patriarchat von Konstantinopel aufgenommenen Bischöfe Aleksander (Drabinko) und Simeon (Schostatskij). Wörtlich fügte der serbisch-orthodoxe Patriarch hinzu: „Die Szenen um Klima und Hintergrund dieser Sippschaft – um kein schärferes Wort zu verwenden – sind Ihnen ebenso bekannt wie mir“. Es habe sich um ein spaltendes und trennendes Pseudo-Konzil gehandelt, das den Spalt der Entfremdung und Desintegration im „unglücklichen ukrainischen Land“ noch vertieft habe. Aus all diesen Gründen betrachte die serbische Kirche diese „unkanonischen Entscheidungen“ als „ungültig und in keiner Weise bindend“.

Keinen Zweifel ließ der serbische Patriarch auch daran, dass seine Kirche die schismatischen Bischöfe und Priester nicht als orthodox anerkenne. Die Mitglieder des „Clans von Denisenko (dem „Ehrenpatriarchen“, Red.)“ hätten ihre Existenz von einem abgesetzten, exkommunizierten und mit Anathema (dem Kirchenbann) belegten Hierarchen erhalten, während die Anhänger des „Clans von Maletytsch (Oberhaupt der sogenannten „Ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche“, Red.)“ weder an der Apostolischen Sukzession noch am Weihepriestertum Anteil hätten. Kein „Federstrich“ könne hier Abhilfe schaffen. Daher anerkenne die serbische Kirche „Herrn Dumenko“ (Metropolit Epifanij, Red.) nicht als Bischof „und schon gar nicht als Primas einer autokephalen Kirche“.

Schließlich sehe er sich gezwungen, so Patriarch Irinej, den Bischöfen und den Angehörigen des Klerus seiner Kirche dringend zu empfehlen, sich von liturgischer und kanonischer Gemeinschaft nicht nur mit Dumenko und dessen Leuten fernzuhalten, sondern auch mit solchen Bischöfen und Priestern, „die mit ihm konzelebrieren und in Gemeinschaft sind“. Dies entspreche dem kanonischen Prinzip, wonach jeder, der mit einem Exkommunizierten Gemeinschaft hält, selbst der Exkommunikation verfällt. Beobachter werten diese Formulierung als Absage an die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel, ohne die Sache beim Namen zu nennen.

Eingangs erinnerte der serbische Patriarch daran, dass die serbisch-orthodoxe Bischofsversammlung – „vor allen anderen autokephalen orthodoxen Schwesterkirchen“ – bereits im November offiziell gegen die Absichten Konstantinopels im Hinblick auf die Ukraine Protest eingelegt hatte. „Aber Sie sind schweigsam wie das Grab geblieben“, schrieb Patriarch Irinej an den Ökumenischen Patriarchen. Es habe nicht einmal eine Eingangsbestätigung aus Konstantinopel gegeben. Auch ein Schreiben des Belgrader Heiligen Synods sei ignoriert worden, ebenso die eindringlichen Bitten Irinejs beim Weltkrieg I-Gedenken in Saloniki, nichts zu überhasten, sondern auf die Stimmen der Oberhäupter und Synoden der orthodoxen Ortskirchen zu hören.

In einem Interview mit der Belgrader Zeitung „Politika“ hielt der serbische Patriarch fest, seine Kirche sei weder für noch gegen die Griechen oder die Russen. Der serbischen Kirche gehe es ausschließlich um die Respektierung der heiligen Kanones und der jahrhundertealten Ordnung, die auf ihnen aufbaut. Wörtlich sagte Irinej: „Es ist selbstverständlich, dass wir für die Russen und die russisch-orthodoxe Kirche sind, unsere Brüder und Schwestern dem Blute nach, die uns Jahrhunderte hindurch unter schwierigen Umständen geholfen haben. Aber genauso sind wir für unsere Mutterkirche, das Patriarchat von Konstantinopel, das uns vor 800 Jahren die Unabhängigkeit gegeben hat. Seither sind wir – wie die anderen autokephalen Kirchen – gleich an Rechten. Der Patriarch unserer Mutterkirche ist der Erste unter Gleichen. Die serbisch-orthodoxe Kirche wird – ebenso wie die anderen orthodoxen Kirchen – keine Art von orthodoxem Papst akzeptieren“. Die serbische Kirche könne auch keine Legalisierung des Schismas in der Ukraine hinnehmen.