Weltweite Trauer über neuerliches islamistisches Attentat gegen koptische Pilger

Mindestens sieben Tote und 19 Verletzte in Oberägypten - Papst-Patriarch Tawadros II.: „Solche Anschläge machen uns nur stärker“ – Präsident al-Sisi: „Terroristen wollten solide Einheit der ägyptischen Nation erschüttern“

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Foto: © Bertramz (Quelle: Wikimedia; Lizenz: GNU Free Documentation License)

Kairo, 03.11.18 (poi) Tiefe Trauer in der koptisch-orthodoxen Kirche weltweit wegen des Attentats von IS-Terroristen auf koptische Pilger in der Provinz Minya, das am Freitagabend mindestens sieben Todesopfer und 19 zum Teil schwer Verletzte gefordert hat. Das Attentat auf die drei Pilger-Busse ereignete sich unweit der Stelle, wo im Mai 2017 an die 30 koptische Pilger – darunter viele Kinder und Jugendliche – bei einem ähnlichen Überfall von islamistischen Terroristen ermordet worden waren. Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. betonte in einer Videobotschaft, das jüngste Attentat werde die koptischen Christen nur stärker machen. Wörtlich stellte der Patriarch fest: „Wir beten auch für die Mörder. Sie sollen sich keine Illusionen machen: All der Schmerz, den sie verursachen, wird absolut nichts bewirken“. In einem verwirrten Statement der IS-Terroristen hieß es, das Attentat auf die Pilger in der Provinz Minya sei die Rache für die „Einkerkerung unserer keuschen Schwestern durch die ägyptischen Behörden“. Der ägyptische Staatspräsident Abd-el-Fattah al-Sisi kondolierte dem koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen telefonisch und sagte, er sei „zutiefst betrübt“. Auf Twitter stellte al-Sisi fest, das Ziel der Terroristen sei es, die „solide Einheit der ägyptischen Nation“ zu erschüttern. Nach Ansicht von politischen Beobachtern ging es den islamistischen Terroristen vor allem darum, im Hinblick auf das am Samstag in Sharm-el-Scheich eröffnete „Weltjugendforum“ das Image des ägyptischen Staatschefs als „Schützer der Christen“ zu verdunkeln.

Tatsächlich ist das Attentat vom Freitagabend bereits der zweite islamistische Anschlag auf Pilger, die zum einsamen Wüstenkloster des Heiligen Samuel des Bekenners unterwegs waren oder es verlassen wollten. Vor dem ersten Anschlag in der Provinz Minya hatten sich die blutigen Attentate auf koptische Kirchen in Kairo, Alexandrien und Tanta ereignet, die insgesamt mehr als 100 Todesopfer forderten. Nach den Anschlägen wurden die Sicherheitsmaßnahmen für christliche Kirchen und sonstige Einrichtungen verstärkt, trotzdem gelang es den Islamisten am Freitagabend, wieder drei koptische Pilgerbusse zu überfallen. Die Hauptstraße zum St. Samuel-Kloster war nur für Pilger offen, die Terroristen benützten unbefestigte Wege, um in die Nähe des Klosters zu gelangen.

Minya ist eine der am meisten vom islamistischen Terror bedrohten Provinzen Ägyptens. Das hängt damit zusammen, dass mindestens 40 Prozent der Bewohner der Provinz Christen sind, sowohl Orthodoxe als auch eine katholische und eine evangelische Minderheit. Es kommen immer wieder islamistische Attacken auf Kirchen und auf Wohnhäuser und Geschäfte von Christen vor. Den Sicherheits- und Justizbehörden in der Provinz Minya wird vorgeworfen, dass sie noch immer auf die seit den 1960er-Jahren üblichen „Versöhnungstreffen“ zwischen Christen und Muslimen setzen, wenn es zu Gewalttaten kommt, statt die Schuldigen auszuforschen und zu bestrafen.

Die am Freitagabend getöteten Pilger hatten sich auf der Rückfahrt in ihre Heimatprovinz Sohag befunden, wie Auxiliarbischof Makarios von Minya mitteilte. Die Fahrzeuge fuhren im Konvoi, als es zu dem Überfall durch die Islamisten kam. Bei der Beisetzung der Opfer – die nach orientalischem Brauch bereits am Samstag erfolgte – kam es zu Protesten gegen die mangelnde Effizienz der ägyptischen Sicherheitsbehörden, die „zu den am besten ausgerüsteten der Welt“ gehören. Bischof Makarios versuchte, die Menge zu beruhigen; niemand werde die Einschüchterung der Christen und das Blutvergießen hinnehmen, betonte er.

Die sunnitische Al-Azhar-Universität verurteilte den jüngsten Anschlag in der Provinz Minya als „feige“. Die Täter seien bar der „grundlegenden menschlichen und religiösen Werte“. Denn diese Werte würden es erfordern, den Frieden zu fördern, Hass und Gewalt jedoch zu verurteilen. Das Exekutivkomitee des Weltkirchenrats zeigte sich am Freitag bei der Eröffnung seines Treffens im schwedischen Uppsala zutiefst betroffen über die neuerliche Attacke auf die koptischen Christen in Ägypten. „Wir verurteilen diese Attacke und drücken unser Gebet und unsere Solidarität für die Opfer, die Familien, die Pfarrgemeinden und die ganze koptische Kirche aus“, hießt es in einer spontanen Erklärung des Exekutivkomitees. Es handle sich um ein „neuerliches abscheuliches Beispiel“ eines „Hassverbrechens“ gegen Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugung. Der Weltkirchenrat verlange umgehend „politische und gesellschaftliche Initiativen, aber auch theologische Reflexion“, um solchen Verbrechen ihre Basis zu entziehen und den Respekt für menschliche Würde, Menschenrechte und Religionsfreiheit für alle zu fördern.