„Pro Oriente“-Videoprojekt „Kompendium Ökumene“ wurde beim Ökumenischen Empfang der Erzdiözese Salzburg präsentiert

„Ökumene-Wissen auf Mausklick“ – Erzbischof Lackner betont Vorbild-Funktion der Ökumene für die pluralistische Gesellschaft – Marte: „Es gibt ökumene-freundliche Entwicklungen“

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Foto ©: Pro Oriente

Salzburg, 10.01.17 (poi)  Mit dem Videoprojekt „Kompendium Ökumene“ hat die Stiftung „Pro Oriente“ ein neues Format erwachsenenbildnerischer Kommunikation auf Internet-Basis entwickelt, beim Ökumenischen Empfang der Erzdiözese Salzburg wurde das Projekt am Dienstagabend im Kardinal-Schwarzenberg-Haus vorgestellt. Das Ziel des Projekts ist es, Basiswissen zum Thema Ökumene und zum interkonfessionellen Gespräch von den Anfängen bis heute zu vermitteln – in den „social media“, aber auch als Impuls für erwachsenenbildnerische Aktivitäten aller Art. Erzbischof Franz Lackner betonte vor den Vertretern der christlichen Kirchen: „Es ist gut, dass es zwischen uns so viele Übereinstimmungen gibt; und es ist auch schön, wenn wir uns mit dem je Eigenen in die Gesellschaft  einbringen“. In einer pluralistischen Gesellschaft könne die Ökumene Vorbild dafür sein, den jeweils Anderen in seiner Andersartigkeit zu respektieren, zu akzeptieren und zu schätzen, so Lackner.

Der Ostkirchen-Ordinarius Prof. Dietmar W. Winkler, Vorsitzender der „Pro Oriente“-Sektion Salzburg, betonte bei der Vorstellung des Videoprojekts „Kompendium Ökumene“, dass es hier einen innovativen Ansatz zur Überwindung des verbreiteten Unwissens über die Ökumene, über die Geschichte der Christenheit in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und über die Bemühungen zur Annäherung der getrennten Kirchen gebe.  Das „Kompendium Ökumene“ vermittle in zwölf Videoclips Basiswissen über die Ökumene und ihre Anliegen.

Regina Augustin, Leiterin des Generalsekretariats von „Pro Oriente“, informierte über die Beweggründe für den Start des Videoprojekts: „Bei den Recherchen im Internet gibt es zum Thema Ökumene oftmals zu lange Texte oder auch falsche Informationen. Unser Anspruch war, Antworten zu wichtigen Fragen der Ökumene zu geben, auf einen Klick, in fünf Minuten“. Inhalt der Videos sind unter anderem die „Verschiedenheit der Kirchen“, „Christentum und die Ökumene“, „Persönlichkeiten und Highlights aus der Ökumene“.

Igor Bararon, Regisseur (u.a. des Films zum 50-Jahr-Jubiläum von „Pro Oriente“), Filmemacher und „Anreger“ des Projekts , unterstrich, dass Kirche „neue Formate“ wählen muss, wenn sie die Menschen in der digitalen Welt der „social media“ erreichen will. Mit den Videos, die über einen Youtube-Kanal abrufbar sind, sei dies gelungen. Das Projekt richtet sich an alle Internet-User, an Kircheninteressierte, aber auch Religionslehrerinnen und Religionslehrer und an Multiplikatoren, die in der Erwachsenenbildung, Ökumene usw. tätig sind.

Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios

Der geschäftsführende „Pro Oriente“-Präsident Johann Marte verwies beim Ökumenischen Empfang in Salzburg darauf, dass es – vor allem im Gespräch zwischen katholischer Kirche und den östlichen Kirchen – nicht nur Symptome der Ablehnung gebe, sondern auch „durchaus Ökumene-freundliche Entwicklungen“. U.a. nannte Marte die von Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Kirchen, sehr positiv bewertete Sitzung des Koordinierungskomitees des offiziellen katholisch-orthodoxen Dialogs auf Leros im vergangenen September. Die gemischte Kommission für den Dialog zwischen katholischer und assyrischer Kirche sei im November zu einer gemeinsamen Erklärung über die Sakramente gelangt und die Deutsche Bischofskonferenz habe gemeinsam mit der orthodoxen Bischofskonferenz des Nachbarlandes eine Broschüre herausgebracht, die den Blick auf jene Feste richtet, die in beiden Traditionen verankert sind. Insbesondere sei aber zu erwähnen, dass Papst Franziskus ein „gemeinsames Verständnis der Amtsausübung des Bischofs von Rom“ für möglich halte. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. habe darauf „fast enthusiastisch“ reagiert und davon gesprochen, dass nun die Stunde geschlagen habe, um „die verbleibenden Hindernisse für eine Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft unserer Kirchen anzupacken“. Der Patriarch von Konstantinopel plädiere dafür, dass „das theologische Glaubensgespräch vom gemeinsamen Einsatz für verfolgte Christen, für die Bewahrung der Schöpfung und für soziale Gerechtigkeit“ flankiert wird. Auf diesem Hintergrund komme für „Pro Oriente“ in diesem Jahr neben der Aktivität der verschiedenen Kommissionen der Stiftung dem Symposion „Crossroads of theological Dialogue on new Perspectives for Orthodox-Catholic Encounter“ in der Orthodoxen Akademie von Kreta besondere Bedeutung zu. Bei diesem Symposion werden Repräsentantinnen und Repräsentanten der wichtigsten europäischen und nordamerikanischen Plattformen für den orthodox-katholischen Dialog zusammentreffen.

Im Rückblick auf die „Pro Oriente“-Tätigkeit im Vorjahr hob Marte u.a. das 5. Colloquium Syriacum in Wien hervor, bei dem wesentliche Empfehlungen für die Bewahrung der syrisch-christlichen Identität, Tradition und Sprache,  zum ökumenischen und interreligiösen Dialog und zum sozialen Engagement der Kirchen der syrischen Tradition in den Ursprungsländern und in der Diaspora erarbeitet wurden. Einer der Teilnehmer, der maronitische Erzbischof Boulos Matar von Beirut, sei von Wien direkt zur einem epochemachenden Treffen an der Al-Azhar-Universität in Kairo gereist, bei dem die „common citizenship“, das gemeinsame und gleiche Bürgerrecht von Christen und Muslimen in den nahöstlichen Staaten, proklamiert wurde. Ein Highlight des Jahres 2017 sei auch die Konferenz der „Pro Oriente“-Konsultoren gewesen, bei der die wissenschaftlichen Beraterinnen und Berater Leitlinien für die künftige Tätigkeit der Stiftung beraten hätten. Als bemerkenswert bezeichnete Marte die Tatsache, dass im Vergleich zu früheren Konsultorenkonferenzen wesentlich mehr Frauen und Nachwuchswissenschaftler beteiligt waren. Bei der Konferenz sei aber auch davon berichtet worden, dass orthodoxe Bischöfe zunehmend dem Druck von „antiökumenischen Kräften“ ausgesetzt sind, die in der Ökumene eine „Panhäresie“ sehen. Erfreulich seien dagegen die Erkenntnisse der internationalen Konferenz über „Liturgie und Ökumene“ in Linz gewesen, bei der Expertinnen und Experten aus dem katholischen, orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und evangelischen Bereich – auch in der gemeinsamen Gestaltung von Morgen- und Abendlob – deutlich machten, welche Bedeutung der Liturgie für die sichtbare Gemeinschaft der Christen zukommt.

„Pro Oriente“ sei dabei, sich „strategisch, organisatorisch, inhaltlich und finanziell“ neu zu orientieren, sagte Marte im Hinblick auf die Zukunft der Stiftung. Der Prozess der Erneuerung sei eingeleitet, diesen fortzusetzen und zu einem guten Ergebnis zu bringen, werde Aufgabe seines Nachfolgers Alfons M. Kloss sein, der noch bis Ende Juni als Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl tätig ist.