Irak: Erzbischof von Basra spricht von „sozialer Katastrophe“

Nach den Ausschreitungen in der Öl-Metropole rief Erzbischof al-Naufali die Politik auf, sich der tiefen Ungerechtigkeit bewusst zu werden, durch die der Aufstand ausgelöst wurde

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Foto: I, Aziz1005 (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic)

Bagdad, 12.09.18 (poi) Als „humanitäre, soziale und kulturelle Katastrophe“ hat der chaldäisch-katholische Erzbischof von Basra, Habib al-Naufali, die jüngsten Ausschreitungen in der irakischen Millionenstadt bezeichnet. Der Erzbischof rief zum Gebet für die getöteten Demonstranten und für die „Unterdrückten“ auf, denen die elementarsten Menschenrechte verwehrt bleiben“. Al-Naufali forderte die Politik auf, sich der tiefen Ungerechtigkeit bewusst zu werden, durch die der Aufstand ausgelöst wurde. Bei den Protesten in Basra drangen Demonstranten auch in Regierungsgebäude, die Büros des staatliche Fernsehsenders „Al-Irakiya“ und das iranische Konsulat sowie in die Büros der verschiedenen politischen Parteien ein.

Der chaldäische Erzbischof berichtete, dass bei den Messfeiern in den christlichen Gotteshäusern der Stadt die Kirchen halb leer waren, weil die Menschen wegen der Straßensperren nicht kommen konnten. Die Stadt sei von den Übergriffen auf die Gebäude und die darauf folgenden repressiven Maßnahmen gezeichnet. Doch dies habe nicht verhindern können, „dass sogar muslimische Brüder und Schwestern in unsere Kirchen kamen, um Barmherzigkeit und Gottes Hilfe zu erflehen“.

Die Proteste, die bereits im Juli begonnen hatten, wurden durch die unhaltbaren Lebensbedingungen neu angefacht. Ein großer Teil der Bevölkerung in einem der heißesten Gebiete der Welt leidet unter Wasserknappheit und Stromausfällen. Die einstige Öl-Metropole ist von Arbeitslosigkeit bedroht, die hier höher ist als im Rest des Landes. Die Demonstranten fordern deshalb auch, dass ein Teil der Öleinnahme von der Zentralregierung in die Provinz Basra investiert werden.